Nach diesen zwei spektakulären Tagen genossen wir es mehr Zeit zu haben und
blieben lange im Bett liegen. Nach der Morgentoilette gingen wir dann frühstücken.
Der Speisesaal des Hotels war im obersten Geschoß des Gebäudes untergebracht und
recht rustikal albanisch eingerichtet. Über das eine oder andere Loch in der
Tischdecke muss man einfach hinweg sehen. Aber es war alles sauber und ordentlich.
Wir wurden sicherlich fünf mal gefragt, ob alles zu unserer Zufriedenheit sei, ob das
Zimmer passt und Verenas Gesundheitszustand sich gebessert habe - wahrscheinlich
alles ein Ergebnis der Vermittlung von Dr. Tomaš.
Das Frühstück war typisch für den Balkan. Spiegeleier, gebratener Speck, Frischkäse,
Ziegenkäse, Gemüse - vor allem Tomaten und Gurken, gesalzene Butter, etwas
Marmelade und Weißbrot. Dazu gab’s Fruchtsaft, und türkischen Kaffee. Auf
Nachfrage bekamen wir jedoch einen wirklich guten
Cappuccino. Während des Frühstücks konnten wir mit dem
Mädchen für alles aushandeln, dass unsere verdreckte,
verschwitzte Wäsche gewaschen wurde.
Am Nachmittag wollten wir dann die mittelalterliche
Befestigungsanlage von Berat erkunden. Diese lag weit
oberhalb der Stadt auf einem steilen Hügel. Daher ließen wir
uns von einem Taxi, welches wenige Lek kostete hinauf führen.
Am Burgtor angekommen findet man Souvenirstände. Das
ganze ist aber noch recht übersichtlich und ist noch keinenfalls
aufdringlich. Wenn der Tourismus noch stärker wird, wird sich
auch das ändern.
Beim Rundgang durch die äußere Burganlage stolperte ich über eine alte Kanone. Ob
das Stück in dieser Burg authentisch ist weiß ich nicht, aber auf alle Fälle stammt sie
vom größten Waffenproduzenten der k.u.k.-Monarchie, den Škoda-Werken.
Während unseres weiteren Rundganges sahen wir dann noch
die historische Wasserkaverne, die, wenn sie
entsprechend gepflegt würde, auch heute noch ihren
Dienst versehen würde,
eine alte griechisch orthodoxe Kirche
und die alten Befestigungsanlagen sowie die
muslimischen Religionsstätten.
Nach diesem Rundgang - es war inzwischen schon wieder drückend heiß geworden -
kehrten wir in dem kleinen Café, dass sich dort befindet ein. Wir gönnten uns zwei
eiskalte Cola.
Während wir so da sitzen
und den Schatten und die
Ruhe genießen kommen
zwei Personen, die ganz
offensichtlich französisch
sprechen. Außerdem
kommt mir die Dame
irgendwie bekannt vor. Ich
frage Verena, ob das die
beiden Franzosen mit dem
Wohnmobil von Vorgestern
sind. Sie ist sich erst nicht
sicher, aber dann erkennt
sich auch die Frau.
Verena spricht die beiden
an ... erst gibt es wieder
Kommunikationsprobleme
... aber dann fällt der
Groschen und die beiden erkennen in uns die beiden Motorradfahrer von der üblen
Schotterpiste. Und dann ist großes Palaver angesagt. Da aber wir kein französisch
sprechen und die beiden
Franzosen kein englisch
brauchen wir
Dolmetscher. Und da
finden sich der Wirt des
Café und dessen Tochter.
Der Wirt spricht
französisch, und seine
Tochter englisch. Und so
läuft die Kommunikation
englisch zur Tochter, die
wiederum albanisch mit
ihrem Vater, und er
wiederum französisch mit
den Franzosen. Dass da
einiges auf Anhieb nicht
richtig rüberkommt liegt
in der Natur der Sache ...
aber es hat Spaß gemacht.
Am meisten wurde natürlich darüber gesprochen, wie die Franzosen mit ihrem
Wohnmobil die schlechte Straße gemeistert haben. Sie müssen noch bis tief in die
Nacht gefahren sein, bis sie dann einmal eine asphaltierte Abzweigung gefunden
haben, der sie dann gefolgt sind. Aber das Wohnmobil dürfte nicht mehr so ganz in
Ordnung sein irgendwas am Unterboden, einen Wassertank oder ähnliches dürfte es
aufgerissen haben.
Von Dr. Tomaš haben wir gestern noch erfahren, dass die Straße die wir gefahren sind
- also die SH74 - zu Zeiten der k.u k.-Monarchie (ungefähr 1912) gebaut wurde. Das
erklärt auch den
schlechten Zustand.
Nachdem wir
ausgetrunken hatten,
wollten wir uns noch die
Häuser des inneren
Burgbergs ein wenig
ansehen und
schlenderten durch die
Gassen. Dabei stießen
wir auf eine Kirche, die
wir besichtigten wollten,
versprach doch das
Innere der Kirche auch
ein wenig Abkühlung von
der brütenden Hitze, die
zwischen schmalen
Gassen herrschte.
Die Kirche ist auch
gleichzeitig Museum, und
so kauften wir uns um
200 Lekë je eine
Eintrittskarte und
betraten den kühlen
Innenraum. Beim Kauf
der Eintrittskarte
wurden wir auch mit
einer Mappe
ausgestattet, in der in deutscher Sprache Erklärungen zu den zu besichtigenden
Merkmalen der Kirche zu lesen waren. Die 200 LEK Eintritt sind es absolut wert. Ich
habe in all den orthodoxen Kirchen die wir bis dahin besichtigt haben noch nie eine so
schön und filigran geschnitzte Ikonostase gesehen wie in dieser Kirche - absolut
sehenswert!
Nach der Besichtigung der Kirche wagten wir den Abstieg vom Burgberg auf der
steilen Straße. Das Pflaster der Straße ist schon so abgeschliffen und glatt dass man
wirklich gut aufpassen muss, um nicht auszurutschen. Wie es hier ist, wenn die Steine
nass sind, mag ich mir gar nicht ausmalen.
Vom Burgberg gelangt man
direkt in die Altstadt von
Berat. Und hier entdeckte ich
etwas, das mich kurz sprachlos
machte ... ich ahnte nicht,
dass ich so berühmt bin.
Auf unserem Weg zum Hotel
kauften wir uns noch einen
guten Döner und schauten ein
wenig in die Hinterhöfe der
Wohnblocks ... einfach um zu
sehen, wie hier so gewohnt
wird. Vor allem was das Thema “Elektroinstallationen” betrifft unterscheidet sich
Albanien sehr von Österreich.
Am Nachmittag erbat ich mir vom Hotel einen Wasserschlauch
um den gröbsten Dreck von unseren Motorrädern abzuwaschen.
Wegen des vielen Staubs,
den wir in den vergangenen
Tagen aufgesammelt haben,
bekamen wir jedesmal
schmutzige Hände wenn wir
unsere Motorräder
angriffen. Verena hatte
inzwischen auch die
Entscheidung getroffen,
doch nicht nach Hause zu fliegen, sondern die Tour mit mir weiter zu fahren. Sie
hatte zwar noch immer höllische Schmerzen in der Schulter, aber der Gedanke, dass
ihr Motorrad irgendwie auf einem LKW nach Hause gebracht werden würde, aber noch
viel mehr, dass ich den weiten Weg nach Hause alleine hätte in Angriff nehmen
müssen hat sie zu dieser Entscheidung gebracht. Ich war darüber auch nicht böse.
Aber, dadurch änderte sich auch das geplante Streckenlayout unserer Tour
grundlegend. Schotterpisten waren ab sofort verboten! Und so hatte es durchaus auch
Sinn, die Motorräder etwas zu säubern.
Pikanterweise begann während der Waschaktion
ein recht starkes Gewitter, welches die
Schönwetterperiode und unerträgliche Hitze der
letzten Tage nachhaltig beenden sollte. Ich wusch
dann unsere Motorräder unter dem Sonnenschirm
vor dem Hotel weiter.
Nachdem wir am Abend noch einmal gut und günstig essen gegangen waren,
bereiteten wir uns für unsere morgige Abfahrt vor und gingen bald schlafen
Eintrittskarte in den Burgbereich.
100 Lekë = 0,7 €
Tag 1 & Tag2 - Salzburg bis Venedig (451 km)
Tag 3 - Igoumenitsa bis Leskovik/CP (156 km)
Tag 4 - Leskovik bis Ballaban/CP (188 km)
Tag 5 - Ballaban bis Berat/Hotel (72 km)
Tag 6 - Ruhetag in Berat/Hotel
Tag 7 - Berat bis Bitola/Hotel (274 km)
Tag 8 - Bitola bis Gostivar/Hotel (341 km)
Tag 9 - Gostivar - Valbona/Hotel (262 km)
Tag 10 - Valbona - Kolasin/Hotel (294 km)
Tag 11 - Kolasin - Kotor/CP (276 km)
Tag 12 - Kotor - Mojkovac/CP (259 km)
Tag 13 - Mojkovac - Zabljak/Hotel (179 km)
Tag 14 - Zabljak - Jaice/CP (422 km)
Tag 15 - Jaice - Starigrad/CP (388 km)
Tag 16 - Starigrad - Seliste Drezniko/Hotel (272 km)
Tag 17 - Seliste Drezniko - Oberndorf (575 km)