Die Nacht war wirklich gut und erholsam. Aufgrund der Höhenlage des
Campingplatzes und der Lage der Hütte an einem Bach kühlte es in der Nacht
gut ab.
Eigentlich wollten wir die Kühle des
Morgens nutzen um Strecke zu
machen. Wir schliefen bis nach ca. 7
Uhr. Danach packten wir unser Zeug
auf die Motorräder und gingen
frühstücken.
Das Frühstück überraschte uns. Je
zwei Spiegeleier, frische Butter,
Frischkäse, süß eingelegte Trauben,
frisches Brot sowie Oliven, Tomaten
und Paprika. Nur der Kaffee war
leider nicht ganz das was wir uns
vorgestellt hatten. Es war ein dünner
Filterkaffee als Ausgleich dafür gab es
einen Krug frisches Quellwasser.
Nachdem wir gezahlt hatten,
machten wir unsere Motorräder
fertig. Verena war schon lange fertig,
während ich noch hier und da herum
zupfte. Ich hatte wieder mal viel zu
viel Zeug mit. Irgendwie muss ich das
mal schaffen mich dahin gehend
einzuschränken.
Als wir weg fuhren war es aber schon
wieder 8.45 Uhr und die Luft hatte
sich schon wieder deutlich erwärmt.
Als erstes fuhren wir die selbe
Strecke wie gestern Abend retour
nach Leskovik um an der gestern
bereits geschlossenen Tankstelle
unsere Tanks aufzufüllen.
Von Leskovik gings dann über
Çarshovë nach Petran. Es
waren äußerst kurvige
Kilometer und der Asphalt war
leidlich gut. Von Leskovik nach
Çarshovë ging es noch dazu
flott bergab - so macht fahren
Spass.
Bei Petran bogen wir in das Tal
der Lengarica ab. Erst fuhren
wir auf einer guten, aber sehr
staubigen Schotterpiste. Aber
das war ganz offensichtlich
eine Baustellenzufahrt zu
einem in Bau befindlichen
Wasserkraftwerk.
Nach der Baustelle veränderte
sich die Schotterpiste
schlagartig. Nix mehr mit gut
ausgebaut und gut zu fahren.
Es wurde wellig, bisweilen sehr
rumpelig. Teilweise durchzogen tiefe Fahrspuren aus früheren Regenperioden
die Piste und die die Piste wurde recht schmal. Die 20km/h auf dem Schild
welches im Foto zu sehen ist konnten wir nur schwer übertreffen - ich
wünschte mir mal wieder eine KTM EXC450 oder ähnliches.
Wenige Kilometer weiter bei einem fiesen Schlagloch federte die Gabel
meiner TransAlp soweit ein, dass sich das untere Ende des Kotflügels im
Sturzbügel verhakte. Somit konnte die Gabel nicht mehr ausfedern, und auch
lenken war nicht möglich. Gott sei Dank konnte ich ohne Sturz zum stehen
kommen. Ich betrachtete das Malheur - und plötzlich löste sich der Kotflügel
aus seiner Arretierung und de Gabel federte wieder aus. Der Grund war, dass
zwei der Löcher wo die Befestigungsschrauben des Kotflügels drinnen steckten
ausgerissen war. Dadurch konnte sich der Kotflügel verdrehen und die
Verhakung lösen. Aber jetzt hatte ich das Problem, dass der Kotflügel nur
mehr von 2 Schrauben gehalten wurde und ziemlich windschief war. Außerdem
streifte er am Vorderrad.
Als erste Notmaßnahme fiel mir nur ein, den Kotflügel komplett zu
demontieren. Verena verstaute ihn auf ihrem Soziusplatz.
Während ich da so in der prallen Sonne schraubte überholte uns eine Gruppe
tschechischer Motorradfahrer, die wir an diesem Tag öfters sehen sollten.
Wenn sie Pause machten überholten wir sie, wenn wir pausierten überholten
sie uns. Und wir mussten an diesem Tag wegen der Hitze oft pausieren und
viel Wasser trinken.
Aus unserem letzten Albanienaufenthalt (2011) hatte ich gelernt, dass es
wichtig ist, immer genug Trinkwasser dabei zu haben. Und so hatte ich mir
sicherheitshalber je zwei 2-Liter Wasserflaschen an meinen Sturzbügel
geschnallt. Und schon heute brauchten wir diese Trinkwasserreserven. Denn
bei Temperaturen jenseits von 35° in der Sonne kann man eigentlich gar nicht
genug trinken.
Hier ein paar Fotos von unserer weiteren Strecke entlang dieser Piste.
Es war schon spät am Nachmittag, und die geplante Route hatten wir wegen
der großen Hitze und der wirklich sehr schlechten Pistenqualität schon lange
verlassen. Wir waren am Weg zu einer Asphaltstraße, die uns dann relativ
rasch zu unserem Tagesziel Berat bringen sollte. Da merkte ich, das teigige
walken des Hinterreifens. Verena war weit hinter mir, so blieb ich kurz stehen
um nach den Hinterreifen zu schauen - und der luftlose Reifen offenbarte sich
mir rasch. Aber da kein Schatten weit und breit zu sehen war, warf ich den
Motor der TransAlp wieder an und fuhr mit dem Patschen mit ca. 20 km/h
weiter. Irgendwann holte Verena mich ein und so fuhren wir im Kriechgang
weiter. Verena hatte meinen Patschen gar nicht bemerkt und wunderte sich,
warum ich so langsam fuhr.
Als ich einen Baum entlang der Schotterpiste sah, steuerte ich diesen an, und
parkte meine TransAlp im Schatten des Baumes
Gott sei Dank hatte ich alles an Werkzeug und Flickzeug dabei, um einen
Patschen reparieren zu können.
Und wie ich da so mit Verenas Hilfe schraube, klebe und montiere taucht auf
einmal ein älterer Albaner auf seinem Esel auf. Es bestätigt sich wieder
einmal ... so abgeschieden kann man in Albanien gar nicht stehen bleiben,
dass nicht aus irgendeinem Gebüsch jemand hervor kommt.
Nach ungefähr einer Stunde waren wir fertig, und die Fahrt konnte
weitergehen. Ohne Verenas Hilfe wäre es sicher nicht so schnell gegangen. Ich
bin froh, dass ich eine (Reise)Partnerin habe, die auch zugreifen kann und
keine Angst vor schmutzigen Fingern oder abgebrochenen Fingernägeln hat.
Aufgrund der Anstrengungen beschlossen wir in die nächste Ortschaft zu
fahren, um dort etwas kühles koffeinhaltiges zu uns zu nehmen. Also bogen
wir bei der nächsten Kreuzung in Richtung Këlcyra ab. Bis zur nächsten Bar
waren es nur wenige Kilometer. Und dort ließen wir uns ein kaltes Cola
schmecken und beobachteten das Treiben am Marktplatz.
Aber leider durften wir auch hier nicht die Ruhe genießen. Irgend ein Albaner
begann im Café auf der gegenüber liegenden Straßenseite herum zu pöbeln
und zu streiten. Heißblütig wie die Albaner sind, stiegen auch andere gleich in
den Streit ein. Der Streit flaute immer wieder ab, und flammte wieder neu
auf. Aber als sich dann der Stänkerer und offensichtlich betrunkene Albaner
auf die Terrasse unseres Cafés setzte, beschlossen wir doch schleunigst das
Weite zu suchen.
Doch keine 20 km später ereilte uns das nächste Unglück.
Gerade als wir auf die
Schnellstraße abbiegen
wollten spürte ich wieder,
dass mit dem Hinterreifen
etwas nicht in Ordnung war.
Im Schatten eines LKW
begutachteten wir neuerlich
das Malheur. Aber diesmal ließ
sich kein Fremdkörper finden.
Aber es blieb uns eh nichts
anderes über ... wir mussten
das Rad wieder ausbauen und
den Patschen flicken. Diesmal
ging alles schon ein wenig
schneller - wir hatten ja auch
schon Übung.
Als ich den Schlauch in den
Händen hielt, sah ich, dass
sich der erste Flicken gelöst
hatte und deswegen die Luft
ausgegangen war.
Wahrscheinlich hatte ich bei
der ersten Reparatur zu
schnell wieder Luft in den
Schlauch gepumpt, sodass sich
die Klebestelle bzw. der
Flicken nicht ordentlich mit
dem Gummi des Schlauchs
verbinden konnte. Deswegen
verbaute ich den
mitgenommenen
Reserveschlauch damit ich
später mal das ursprüngliche
Loch ordentlich reparieren
konnte.
Während ich so schraubte,
und Verena fotografierte,
bemerkte sie, dass die Stadt
Berat auf den Wegweisern
genau in jene Richtung
angeschrieben war, aus der
wir gerade gekommen waren.
Mein Navi lotste uns aber eindeutig in eine andere Richtung. Also nahmen wir
die Papierkarte zu Hilfe und sahen, dass das Navi uns in einem weiten Bogen
(ca. 130 km) über Norden nach Berat führen wollte, während die Straße auf
der wir gerade gekommen waren uns auf einem direkten Weg - ca. 60 km -
nach Berat führen sollte. Gemäß Karte der direkte Weg auf einer Straße 1.
Ordnung und wir gingen davon aus, dass sie asphaltiert sei. Welch grobe
Fehleinschätzung - aber das wussten wir zu dem Zeitpunkt natürlich noch
nicht. Mit den Informationen die uns zur Verfügung standen beschlossen wir
umzukehren, wieder zurück nach Këlcyra zu fahren, und dann entlang der
SH74 nach Berat zu fahren. Es war zwar schon nach 18 Uhr, aber 60 km sollten
in einer guten Stunde machbar sein, und wir hatten ja die längsten Tage des
Jahres zur Verfügung. Kurz vor Këlcyra blieben wir nochmal an einer
Tankstelle stehen um vollzutanken und kauften nochmal kaltes Wasser ein,
das wir in unsere Trinkrucksäcke leerten.
In Këlcyra, wo wir vor fast 90 Minuten weg gefahren waren, bogen wir dann
links auf die SH74 ab. Und feinster Asphalt machte uns glaubend, dass unser
Plan aufgehen werde. Kurz darauf passierten wir die Ortschaft Ballaban. dort
war noch ein Lebensmittelladen, wo wir uns mit kühlem Bier hätten
eindecken können - machten wir aber nicht, weil wir wollten ja heute noch
Berat erreichen.
Aber bereits wenige Meter nach Ballaban hörte der feine Asphalt auf. Dann
war wieder Schotter- und Erdpiste angesagt - das Reisetempo fiel rapide ab.
Wir hatten die Hoffnung, dass dies nur ein kurzer Abschnitt sei, aber dem war
leider nicht so.
An einer relativ steilen, stark zerfurchten Rampe stand, quer über die
Fahrbahn ein Wohnmobil mit französischem Kennzeichen - aber keine Leute
waren zu sehen. Und die Auffahrt war so steil und zerfurcht, dass ich auch gar
nicht stehen bleiben wollte - da half nur Gas, Gas, Gas. Einige Meter weiter
sah ich dann die Besitzer des WoMo. Sie waren wohl wegen der schlechten
Straße stehen geblieben und erkundeten zu Fuß die weitere
Streckenbeschaffenheit. Sie riefen mir etwas auf französisch zu, das ich aber
mangels Sprachkenntnis nicht verstand. Deswegen fuhr ich weiter, und war
froh den steilen, schwierigen Anstieg in einem Zug durch zu fahren. Und ich
hoffte, dass dies Verena auch so machen würde. Als es wieder flacher und
weniger zerfurcht war, blieb ich stehen, wartete auf Verena und hoffte, dass
die Franzosen keine Panne an ihrem WoMo hatten.
Nachdem Verena aufgeschlossen hatte und wir die Sache mit den Franzosen
und dem WoMo kurz besprochen hatten beschlossen wir weiter zu fahren. Wir
hätten den Franzosen wohl nicht helfen können, und nach einem Notfall sah
die Sache nicht aus.
Aber wenige Kilometer, an
einer Straßengabelung
blieben wir wieder stehen.
Die Dämmerung setzte bereits
ein, und das fahren in der
Dunkelheit bei diesen
Straßenverhältnissen wäre
gefährlich für Mensch und
Material. Also beschlossen wir
das letzte Tageslicht noch
auszunutzen und am
Wegesrand unser Zelt
aufzustellen - genau für solche Situationen führen wir den ganzen Krempel
mit.Die ganze Sache hätte ja noch ein recht gemütlicher Abend werden
können - aber wir hatten leider kein kühles Bier gekauft.
Kurz nachdem wir unser Zelt aufgestellt hatten hörten wir rumpelnde
Geräusche ... aber Gewitterwolken waren nirgends zu sehen. Kurz darauf
erschien, auf der Straße schwankend, das Wohnmobil, an dem wir vorbei
gefahren waren. Da es stehen blieb gingen wir hin und wollten den Franzosen,
die ganz offensichtlich psychisch am Anschlag waren, begreiflich machen,
dass sie in der Dunkelheit nicht weiter fahren sollten und auch hier
übernachten sollten. Der Kreuzungsbereich war weitläufig und eben genug,
dass sie mit ihrem WoMo noch leicht Platz gehabt hätten. Aber sie wollten
unbedingt weiterfahren ... alles war “une catastrophe, une catastrophe”.
Dann versuchten wir noch ihnen eine Flasche Rotwein abzuhandeln - alle
Franzosen haben Rotwein dabei :-). Aber entweder verstanden sie uns nicht,
oder wollten ihre Reserven nicht raus rücken. Also fuhren sie weiter. Kurz
danach hörten wir es ordentlich krachen, dass wir schon glaubten das WoMo
sei umgekippt - aber wahrscheinlich war es nur mit einem Tank oder
ähnlichem heftig aufgesessen. Wir sollten die Franzosen später noch einmal
sehen.
Verena machte sich nach diesem Erlebnis daran unser Abendessen zu kochen,
als auf einmal ein Motorrad zu hören und gleich darauf zu sehen war. Es war
irgendeine leichte Enduro - Yamaha, Suzuki - die Marke war nicht mehr zu
erkennen. Darauf saß ein junger Bursch, ohne Helm,mit kurzem Leibchen und
kurzen Hosen, FlipFlops an den Füßen und unserer Demütigung noch nicht
genug, fuhr er auch noch einhändig und tippte mit der linken Hand auf seinem
Smartphone herum.Ich war so von dem Anblick gefangen, dass ich vergaß ein
Foto zu machen.
Der Bursch hielt an und wir unterhielten uns kurz - so gut das halt mit Händen
und Füßen und ein paar Brocken Englisch die er konnte ging. Dann versuchte
ich ihn noch zu überreden, dass er uns aus Ballaban - gegen Bezahlung
natürlich - ein paar Dosen Bier bringen sollte. Aber leider ging er nicht darauf
ein und knatterte SMS tippend wieder davon.
Nun gut, wir aßen unsere Nudeln, genossen dann noch ein paar Minuten den
Sternenhimmel und legten uns dann, völlig fertig von diesem ereignisreichen
Tag in unsere Schlafsäcke um kurz darauf einzuschlafen. Achja, und ich
musste vorher noch zur Kenntnis nehmen, dass ich meine neue Stirnlampe
irgendwo verloren hatte. Wahrscheinlich habe ich sie in der Hütte am letzten
Campingplatz liegen gelassen.
Das ist jetzt schon die zweite Stirnlampe, mit der ich einen
Beherbergungsbetrieb in Albanien gesponsert habe. :-(
Track Tag 4 - 188 km
Höhenprofil Tag4
Tag 1 & Tag2 - Salzburg bis Venedig (451 km)
Tag 3 - Igoumenitsa bis Leskovik/CP (156 km)
Tag 4 - Leskovik bis Ballaban/CP (188 km)
Tag 5 - Ballaban bis Berat/Hotel (72 km)
Tag 6 - Ruhetag in Berat/Hotel
Tag 7 - Berat bis Bitola/Hotel (274 km)
Tag 8 - Bitola bis Gostivar/Hotel (341 km)
Tag 9 - Gostivar - Valbona/Hotel (262 km)
Tag 10 - Valbona - Kolasin/Hotel (294 km)
Tag 11 - Kolasin - Kotor/CP (276 km)
Tag 12 - Kotor - Mojkovac/CP (259 km)
Tag 13 - Mojkovac - Zabljak/Hotel (179 km)
Tag 14 - Zabljak - Jaice/CP (422 km)
Tag 15 - Jaice - Starigrad/CP (388 km)
Tag 16 - Starigrad - Seliste Drezniko/Hotel (272 km)
Tag 17 - Seliste Drezniko - Oberndorf (575 km)