Der letzte Tag, die letzte Tour. Verena wollte den Tag wieder ohne Motorrad
genießen und so machte ich mich auf, für die letzte große Tour ... und die sollte
mit rund 440 km wirklich lang werden. Und wer Erfahrung hat, der weiß, dass in
einem Gebiet wie den West-/Seealpen das eine richtige Tagesaufgabe ist. Deswegen
stand ich früh auf, frühstückte schnell und fuhr schon um 8.15 Uhr los.
Grundsätzlich ging es heute Richtung Süden ... das “Ziel” der Tour war der Grand
Canyon du Verdon. Der erste große Pass war gleich einmal der 2327 m hohe Col de
la Cayolle. Da ich den Pass nun doch schon einige Male gefahren bin blieb ich nicht
exta für ein Passfoto stehen ... es wäre nur eines von vielen gewesen.
Flott ging es weiter
entlang des Tals der Var.
Nach der Ortschaft
Guillaumes fängt die
Gorges de Daluis an, die
ich heute in der
“falschen” Richtung
befuhr ... also Richtung
Süden und damit auf der
schluchtabgewandten
Seite der Straße, und
damit weniger
aussichtsreich und immer
wieder durch Tunnel durch
anstatt mit
Einbahnregelung außen an
den Felsen vorbei. Aber
irgendwas ist ja immer ...
Nach der Schlucht bog ich auf die N202 Richtung Osten ab und fuhr zuerst an der
mittelalterlichen Stadt Entrevaux vorbei. Irgendwann, wenn ich mal Zeit habe und
es nicht heiß ist, dann
werde ich die Stadt auch
mal innerhalb der
Stadtmauern besichtigen.
Aber bis jetzt war es mir
immer zu heiß und meist
hatte ich auch keine Zeit
dafür eingeplant. Von den
Massen an Touristen, die
sich an so einem
Sommertag durch die
engen Gassen schieben,
und die ich nicht brauche,
mal ganz abgesehen. Kurz nach Entrevaux sah ich auf einem Bahnhof eine alte, sehr
schön restaurierte Dampflokomotive. Schön, dass diese alten Wunderwerke der
Technik erhalten, gepflegt und betrieben werden.
In Puget-Therniers bog ich dann von der N202 wieder ab und folgte einem
Höhenkamm oberhalb des Var-Tales, an dem sich ein kleiner Pass an den nächsten
reihte - Col de Saint-Raphaël, Baisse de Rourebel, Col de Vé Gautier, Col St-Michel
près Toudon, Collet des Sausses, ... die Durchschnittsgeschwindigkeit sank ins
bodenlose ... aber schön wars. Erst in der Ortschaft Gilette verließ ich diesen
Höhenzug und dreht nun meine Fahrtrichtung von Ost/Südost auf Westen.
Ein paar Kilometer nach Gilette wollte ich versuchen über eine Schotterstrecke den
L’Esteron zu überqueren um zum Col des Ferres zu kommen. Aber an diesem Tag
waren da soviele
Badegäste, da wollte ich
nicht mit meinem
Motorrad durchfahren ...
ich weiß auch gar nicht,
ob es da ein Fahrverbot
gegeben hätte.
“Gut”, dachte ich mir,
“dann fahrst halt auf der
nördlichen Seite des
L’Esteron nach
Roquesteron.” Die Straße
ist zwar nicht so schön, wie die südliche Route, aber wenn’s nicht geht, dann geht’s
nicht. Bei der Durchfahrt durch die Ortschaft erinnerte ich mich an mein/unser
erstes Mal wie wir hier waren. Es war 2004 und damals war es auch unmenschlich
heiß. Auch damals wollten wir zur Verdonschlucht fahren, brachen die Tour aber
hier ab und gingen im L’Esteron baden.
Obwohl es auch diesmal wieder sehr heiß war, blieb ich aber nicht stehen, sondern
fuhr zum nächsten Highlight weiter - der Clue d’Aiglun.
Auf dieser schmalen Straße ging es weiter und über den unscheinbaren Col de
Pinpinier. Nach diesem kleinen Pass kam ich dann endlich wieder auf breitere
Straßen und die Durchschnittsgeschwindigkeit ging wieder etwas in die Höhe ...
allerdings musste ich mich um eine Tankstelle umsehen - der Tageskilometerzähler
sagte mir, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis dass ich auf Reserve
umschalten müsste. Dass passiert bei mir meist so um die 270 km - dann habe ich
rund 14 Liter Benzin verfahren. Navigationsgerät sei Dank fand ich eine Tankstelle in
Villaute. Ich nutzte den Tankstopp auch um eine Kleinigkeit zu essen und mir ein
wenig die Beine zu vertreten. Aber nach einer kurzen Pause schwang ich mich
wieder in den Sattel, und weiter ging es. Am Strassenrand konnte ich immer wieder
interessante Formationen - ich vermute es sind uralte Sedimentsablagerungen -
beobachten.
Über den Col de Siron, das Städtchen Trigance mit seiner dominierenden Burg kam
ich nun endlich zum Südrand der Verdonschlucht.
Wie üblich im Sommer war auch diesmal viel Verkehr in beide Richtungen. Autos
und Wohnmobile standen an den Aussichtspunkten herum um zu staunen, zu
schauen und zu fotografieren. Und man musste beim Vorbeifahren jedesmal höllisch
aufpassen ob nicht gerade einer aus so einer Haltebucht rausfuhr und den
Motorradfahrer übersah oder die Situation falsch einschätzte.
Über den Col de Vaumale und den Col d’Illoire fuhr ich zum Lac de St. Croix - dem
Ende der südlichen Strecke entlang der Schlucht.
Am Col d’Illoire hab ich dann auch noch zwei junge Motorradfahrer aus Österreich
getroffen, die scheinbar ihre erste weitere Tour gefahren sind. Es gibt sie also doch
noch, die jungen reisebegeisterten Motorradfahrer. Und wenn das Geld nicht reicht
für irgendeine Gepäcklösung, dann muss man halt kreativ sein ... wie hier am Foto
zu sehen :-D Und es muss nicht gleich jede ungemütliche Sitzbank zu Jungbluth,
Bagster und Co. Ein einfaches Stück Schaumstoff tuts auch.
Man fährt dann zunächst ein paar Kilometer entlang des Ufers des Sees Richtung
Norden bevor man kurz vor der besichtigenswerten Ortschaft Moustiers-Sainte-Marie
auf die Nordstrecke der Schlucht einbiegt.
Bei La-Palude-sur-Verdon beginnt eine Aussichtsrunde, die ab einem gewissen Punkt
eine Einbahnregelung hat. Ich bin natürlich wieder zu bald abgebogen und musste
dann beim “Einfahrt verboten”-Schild umdrehen. Leider ist da beim Ein- bzw.
Ausstieg aus der Aussichtsrunde kein Hinweisschild, dass da in einigen Kilometern
eine Einbahnregelung beginnt. Also, wer die Runde fahren will muss sie unbedingt
im Uhrzeigersinn fahren. Nur so ist eine gesamte Befahrung der Aussichtsstraße
möglich.
Es war wieder mal spät geworden und ich hatte noch viele Kilometer vor mir. Durch
Castellane, über den Col de Cheiron und
entlang des Lac Castillon ging es der
D955 und D908 folgend flott nach
Norden. Der letzte Pass, der zwischen
mir und unserem Campingplatz lag war
der Col d’Allos. Mit 2240 m doch noch
mal ein ganz hoher Pass ... und ich hatte
Glück, dass Sonntag und nicht Mittwoch
war. Na gut ... es war auch schon
deutlich nach 11 Uhr. Aber es fällt schon
auf, dass die Beschränkungen der motorisierten zugunsten der radfahrenden und
wandernden Klientel immer größer werden.
Die südliche Passrampe zieht sich ziemlich lange im Tal dahin, bis dann endlich etwa
ab der Ortschaft Colmars der eigentliche Aufstieg beginnt. Dagegen “stürzt” sich
die nördliche Passrampe regelrecht ins Tal - dafür ist die Straße weniger gut
ausgebaut und recht schmal. Und nachdem sich auf dieser Straße auch Wohnmobile
auf den Pass quälen muss man immer aufpassen - vor allem bei unübersichtlichen
Kurven - weil diese Gefährte schon die ganze Strassenbreite brauchen.
Irgendwann nach 18 Uhr war ich dann wieder bei Verena, die einen gemütlichen Tag
verbracht hatte und schon einige Vorbereitungen für unsere morgige Abreise
getroffen hatte.
Tagestour (445 km)
Höhenprofil
Verdonschlucht
Die Verdonschlucht, französisch Gorges du Verdon,
umgangssprachlich auch Grand Canyon du Verdon, ist eine
Schlucht in der französischen Provence, Département Alpes-
de-Haute-Provence. Sie beginnt flussabwärts nach der Stadt
Castellane und endet nahe Moustiers-Sainte-Marie im Stausee
Lac de Sainte-Croix. Durch den etwa 21 km langen und bis zu
700 Meter tiefen Canyon fließt der türkisfarbene Fluss
Verdon. Die Gorges du Verdon sind neben der Tara-Schlucht
einer der größten Canyons Europas und Hauptbestandteil des
nach ihm benannten Regionalen Naturparks Verdon.
Der Verdon entspringt in der Nähe des Col d’Allos im
Bergland Trois Évêchés und mündet nach etwa 175 km in der
Nähe von Vinon-sur-Verdon in die Durance. Das
interessanteste Stück seines Laufes befindet sich zwischen
Castellane und der Galetas-Brücke kurz vor dem Lac de
Sainte-Croix. Die Schlucht von Verdon definiert über weite
Strecken die Grenze zwischen den Départements Var im
Süden und Alpes-de-Haute-Provence im Norden. Das Gebiet
ist in drei Teilabschnitte gegliedert:
•
Die „Prégorges“ zwischen Castellane und der Brücke bei
Soleils
•
Die Schlucht zwischen der Brücke und l’Imbut
•
Der Canyon zwischen l’Imbut und der Brücke von
Galetas
Die Schlucht ist am Grund zwischen 6 und 100 m breit, die
gegenüberliegenden Flanken sind zwischen 200 und 1500 m
voneinander entfernt und die Tiefe variiert zwischen 250 und
700 m.
Entstehung:
In der Trias-Zeit senkte sich die Provence ab und wurde vom
Meer bedeckt. In der Folge lagerten sich am Grund
verschiedene Schichten von Kalk (abgestorbene Muscheln u.
ä.) ab. Im Jura wurde die Provence erneut von einem
warmen, wenig tiefen Meer überflutet, was die Entstehung
mächtiger Korallenbänke begünstigte.
In der Kreidezeit hob sich die Provence, und das Meer zog
sich in den Bereich der heutigen Alpen zurück. Erst im Tertiär
wurden die Alpen aufgefaltet. Die in der Folge
zerbrechenden Kalkmassive aus der Jurazeit bestimmten das
Relief und die Täler. In dieser Zeit suchte sich auch der
Verdon sein Bett.
Im Quartär überformten die eiszeitlichen Gletscher die
Landschaft. Am Ende der Vereisung nehmen die Flüsse ihre
Erosionstätigkeit wieder auf. Bedingt durch die Eisschmelze
waren die Wassermengen gewaltig: bis zu 3000 m³/s. Diese
Mengen ermöglichten die tiefen Einschnitte im weichen
Gestein.
Quelle: Wikipedia