Der Tag beginnt wieder mit schönem Wetter. Ich frühstücke und packe meine sieben
Zwetschken zusammen und verlade sie aufs Motorrad. Gegen 9.30 Uhr fahre ich los.
Erstes Zwischenziel natürlich der Col du Petit Saint Bernard. Ein Pass, den ich,
obwohl ich schon oft in der Gegend war, noch nie gefahren bin. Irgendwie war der
nie passend für meine Touren.
Das nächste Zwischenziel das ich ansteuern wollte, war der “große Bruder” des
kleinen St. Bernhard ... der Col du Grand Saint Bernard. Ein weiterer Pass, den ich
heute zum ersten Mal befuhr. Die Fahrt dorthin im Großen und Ganzen recht
ereignislos. Leider hab ich dabei übersehen, dass am Weg ein kleiner, schöner Pass
gewesen wäre - der Colle San Carlo.
Kurz vor Martigny nahm ich noch den kleinen Pass Col des Planches mit. Aber wie
das so oft bei spontan geplanten Touren ist ... das Beste übersieht man. Und so
übersah ich leider den fahrerisch viel
interessanteren Croix de Coeur, der mir
auch den Vorteil gebracht hätte nicht
durch Martigny fahren zu müssen und mir
auch noch einen guten Teil des eher
langweiligen und verkehrsreichen Weges
durch das Rhonetal erspart hätte. Bis
Sitten nahm ich Tortur auf mich und fuhr
mit meiner ständig heiß laufenden KTM,
wegen mangelnder Schweizer
Autobahnvignette, auf der Bundesstraße.
Aber bei Sitten reichte es mir! Es war
heiß, der Verkehr stockte mehr als er
rollte und es war einfach kein
weiterkommen. So nahm ich das Risiko des erwischt werdens auf mich und fuhr auf
die Autobahn auf um die Kilometer nach Brig rascher abspulen zu können. Gott sei
Dank wurde ich nicht erwischt und konnte nun unbehelligt den Simplonpass unter
die Räder nehmen. Leider waren viele Baustellen und deswegen
Gegenverkehrsbereiche die durch Ampeln geregelt wurden. Das hat den Fahrspass
schon erheblich beeinträchtigt. Als ich dann die Südostrampe des Simplonpasses
hinter mir ließ wandte ich mich, die Stadt Domodossola rechts liegen lassend, dem
Centovalli zu. Am Ende des Centovalli hatte ich die quirlige, verkehrsüberflutete
Stadt Locarno am Lago Maggiore erreicht. Ich staute mich weiter in Richtung Lugano
und nutzte eine Tankstelle für ein Pause und um die Tanks meiner KTM aufzufüllen.
Und hier musste ich ein Entscheidung fällen ... nämlich, wie ich weiterfahren
sollte.
Drei Varianten standen mir offen.
1.) Nach Norden über den Passo di San Bernardino und dann weiter in nordöstlicher
Richtung
2.) Richtung Osten zum Comer See nach Menaggio, den Norden des Comer Sees
umrunden und dann im Adda Tal weiter Richtung Osten
3.) Richtung Süden nach Mailand und auf der Autobahn mal Strecke machen bis
Bergamo und dort dann wieder Richtung Nordosten einzubiegen.
Da ich bei den Varianten 1 und 2 mit sehr viel Verkehr rechnete, entschloss ich mich
kurzerhand für die Variante 3. Aus heutiger Sicht wäre wahrscheinlich die #2 besser
gewesen - aber im nachhinein weiß man es immer besser.
Ich fuhr als Richtung Mailand zur Autobahn und spulte dann etliche Kilometer bei
brütender Hitze ab. Da ich ihn von meiner Kurztour zu den oberitalienischen Seen
2010 mit meiner damals neu erworbenen Honda XRV 750 Africa Twin kannte,
steuerte ich den Campingplatz “Campeggio Clusone Pineta” an, den ich kurz vor 20
Uhr erreichte. Ich meldete mich an und kaufte mir sogleich ein Flasche kühlen
“Birra Moretti” und ließ es mir schmecken, noch bevor ich das Zelt aufstellte. Ich
war nach diesem Tag hundemüde, ausgelaugt und froh endlich vom Bock steigen zu
können. Die Hitze, gepaart mit hohem Verkehrsaufkommen und dann noch deutlich
über 500 km Tagesdistanz haben ihren Tribut gefordert.
Nachdem ich das Zelt aufgestellt und eingerichtet hatte, machte ich mir wieder
eine Dose warm und ließ mir noch 2-3 kalte Birra Moretti schmecken. Dann schlief
ich schnell ein ...
Tagestour (560 km)
Höhenprofil