Bereits im Winter 2005/2006 beschlossen wir auf
das internationale Varadero Treffen (VIM) zu
fahren. Unsere Kinder waren inzwischen alt
genug, dass man sie in die Obhut ihrer Großeltern
übergeben konnte ohne ein allzu großes
schlechtes Gewissen zu haben. Und die Großeltern
freuten sich darauf einmal mehr wie nur 2 Tage
mit ihren Enkeln verbringen zu können. Da aber
noch Schulzeit war bedeutete dies auch, dass sie
für jeweils ungefähr 9 Tage nach Oberndorf ziehen
mussten.
So wie immer wurde das VIM zu Pfingsten
abgehalten. 2006 fiel das Pfingstwochenende auf
den 2.-5. Juni. Der Austragungsort war diesmal die
Ortschaft Castelbuono auf Sizilien.
Der Plan war, mit den Motorrädern entlang des
italienischen Stiefels Richtung Süden zu fahren, am VIM teilzunehmen und dann auf
einer anderen Route den Stiefel Richtung Norden wieder heimwärts zu fahren. Ich
kam aber bald drauf, dass wir so weitaus mehr wie 3 Wochen brauchen würden ...
und das konnten wir unseren Eltern - und unserem Urlaubskonto - nicht zumuten.
Also plante ich dahingehend um, dass wir südwärts von Neapel bis Palermo auf einer
Fähre über Nacht zurück legen würden und Richtung Norden von Ancona bis
München ein Autoreisezug gebucht wurde, der uns ebenfalls über Nacht in die
Heimat bringen sollte. Von München aus waren es ja dann nur ca. 130
Autobahnkilometer bis nach Oberndorf.
Nachdem das Grundgerüst stand, ging es an die zeitliche Planung - und so stand
schnell der 25.5 2006 als Abreisetag fest. Gemeinsam mit anderen Freunden, die
ebenfalls das VIM besuchen wollten, aber andere Anreisepläne hatten wollten wir
gemeinsam die erste Etappe zurück legen.
Die Abfahrt war recht früh geplant, weil wir wussten, dass an diesem Tag eine
Etappe des Giro d’Italia von Innichen in Südtirol über Lienz in Osttirol und dann
über den Plöckenpass wieder nach Italien führen sollte. Um nicht in irgendwelche
Streckensperrungen zu kommen fuhren wir also recht bald los. Die Strecke war
eigentlich recht schnörkellos. Von Oberndorf ging es über das kleine deutsche Eck
nach Lofer, von dort nach Kitzbühel und über den Pass Thurn nach Mittersill. Über
den Pass Thurn war es jedoch sehr nebelig und Verena und ich waren hier mit
unseren Endurohelmen mit den Endurobrillen gegenüber den Vollvisierhelmen
deutlich im Nachteil. Und so rissen wir von der anderen Gruppe ab, die aber auch
nicht warten konnte, weil sie nicht nur dem Giro d’Italia entwischen wollten,
sondern auch noch eine Fähre in Livorno nach Sardinien erwischen wollten.
Und so waren wir ab hier alleine unterwegs. Von Mittersill ging es dann auf den
Felbertauern rauf - der Zeitplan stimmte und wir sollten weit vor dem Giro d’Italia
durch Lienz durch sein ... ABER ... wenige Kilometer vor Lienz wurde Verena auf
einmal langsamer und blieb stehen.
Verena hatte sich in das Hinterrad einen
Nagel eingefahren. Und damals hatte ich
weder die Kompetenz noch das Werkzeug
mit dabei um diese Panne schnell zu
beheben. Also riefen wir den ÖAMTC
wegen Pannenhilfe an. Aber der 25. Mai
2006 war ein Feiertag (Christi
Himmelfahrt) und der ÖAMTC-Stützpunkt
Lienz personell nur schwach besetzt.
Und so warteten wir länger als eine
Stunde bis der Abschleppwagen eintraf.
Dieser brachte uns dann nach Lienz.
Zu allem Überdruß verfügte dieser
Stützpunkt über keine Reifenmontgemaschine, sodass wir (der ÖAMTC-Pannenhelfer
und ich) das alles händisch mit einem beschädigten Montierhebel machen mussten.
Als wir dann endlich fertig waren, baute der Troß, der vor dem eigentlichen
Hauptfeld des Giro d’Italia unterwegs ist und lautstark Fanartikel anpreist und
verkauft sowie viele Servicefahrzeuge der jeweiligen Rennteams beinhaltet gerade
seine Stände ab. Und wir mitten drin ... ich weiß nicht, ob ich von Glück sprechen
soll, weil die Typen fuhren mit ihren Autos und Lieferwägen, als ob der Teufel hinter
ihnen her wäre. Sie überholten in unübersichtlichen Kurven, scherten sich einen
Dreck um die jeweilige, richtige Fahrspur etc. ... und wir mitten drin. Wir
versuchten den ganzen Troß so weit als möglich an uns vorbei zu lassen - aber
trotzdem tauchte immer wieder hinter uns so ein Auto auf, dass sich dann durch
nervendes Hupen den Weg an uns vorbei frei machte. So ging es über den
Plöckenpass und weiter bis Tolmezzo, wo wir dann endlich und Gott sei Dank von
der Route des Giro d’Italia abbogen. Wir genossen die schlagartige Ruhe und bleiben
für eine Erholungsrast auch gleich stehen. Dabei klagte Verena über komisches
Fahrverhalten ihrer TransAlp. Wir fuhren zur nächsten Tankstelle und überprüften
den Luftdruck des Hinterreifens. Dieser war auf 1,5 bar abgefallen. Offenbar hatten
wir den Schlauch bei der Montage des Reifens mit dem beschädigten Montierhebel
aus dem ÖAMTC-Stützpunkt beschädigt,
sodass wieder Luft entwich. Wir
pumpten den Reifen auf gut 3 bar auf
und schauten, dass wir eine
Motorradwerkstätte fanden, die uns den
Schlauch austauschen konnte. Zu
unserem Glück gibt es in Italien keine
kirchlichen Feiertage wie bei uns in
Österreich, und so hatten alle
Geschäfte offen und wir fanden in der
Firma Motorpoint eigentlich recht bald
eine geeignete Werkstätte. Aber sie
hatten keinen passenden Schlauch
vorrätig. Und so setzte sich ein
Mitarbeiter kurzentschlossen auf einen
Roller und fuhr - natürlich ohne Helm) weg. Ca. 30 Minuten später war er mit einem
Schlauch wieder da. Inzwischen war e schon 16.15 Uhr geworden, und wir waren
noch in den Alpen und wollten heute eigentlich noch bis südlich Bologna kommen.
Eine weitere halbe Stunde später waren wir dann wieder “On the Road”. Aufgrund
unserer doch großen Verspätung gegenüber des Zeitplans schauten wir nun, dass wir
so schnell wie möglich auf eine Autobahn kamen um die Poebene zu überwinden.
Irgendwann nach 20 Uhr trafen wir dann doch noch an unserem agesziel dem
Campingplatz “Piccolo Paradiso” in Sasso Marconi südlich von Bologna ein. Da es
schon so spät war, verzichteten wir heute auf’s selber kochen und gingen, nachdem
wir das Zelt aufgestellt und U-Matten samt Schlafsack in Zelt geräumt hatten, in
das Restaurant des CP und ließen uns eine Pasta mit einer Flasche Vino Rosso de la
Casa schmecken.